Der Kampf um kluge Köpfe und neue Fähigkeiten

Wie hochrelevant das Thema ist, zeigen verschiedene Studien auf, nach denen der Fachkräftemangel bei in Zukunft gefragten Kompetenzen dramatisch steigen wird. Besonders akut wird die Situation bei digitalen Kompetenzen sein. Dazu kommt, dass Talente mit digitaler Kompetenz besonders mobil sind und auch bereit sind ins Ausland zu gehen. Wie stellen sich Banken und auch Gewerkschaften diesen Herausforderungen?
Agnes Straissler-Führer, Bundesgeschäftsführerin der Gewerkschaft der Privatangestellten, unterstreicht gleich zu Beginn, dass die Digitalisierung die Geschäftsmodelle der Banken weiter verändern wird. Aber es darf nicht sein, dass Banken die Digitalisierung nur zur Rationalisierung verwenden und dann Filialmitarbeiter abbauen und gleichzeitig CRM-Spezialisten suchen. Da aber Digitalisierung mit Rationalisierung verbunden wird, herrscht großer Pessimismus im Finanzbereich. Diese Ängste gilt es – so die Forderung – abzubauen. Bei Commerzbank und Bawag jedenfalls stehen die Qualifizierung der Mitarbeiter und Einstellung neuer Mitarbeiter mit den notwendigen digitalen Kompetenzen im Fokus.
„Es fehlt an Befähigung in vielen Bereichen; Schulungen gibt es zum Schweine füttern“
– Agnes Streissler-Führer
Experimentieren mit Maßnahmen
Der neue Skill der Zukunft heißt Mindset auf der einen Seite und digitale und soziale Kompetenz auf der anderen Seite. Mit Mindset hier gemeint waren Kundenzentriertheit, Veränderungsbereitschaft, Mut und Eigenverantwortung. Zur Förderung der digitalen Kompetenz wurden verschiedene Programme vorgestellt. Bei der Commerzbank, so Kirsten Weisbender, Leiterin Cultural Change, hat man gute Erfahrung mit der „Digital Leadership Challenge“ gemacht. Führungskräfte können hier digitale Kompetenzen erwerben und dann wiederum ihre Teams fit machen. 250 Führungskräfte wurden bereits erreicht. Die positiven Erfahrungen haben auch dazu geführt, dass jetzt ein entsprechendes Programm für das Top-Management aufgesetzt wurde. Geholfen hat auch ein digitales Traineeprogramm, in dem sich Digital Natives im gesamten Unternehmen einbringen können und damit auch den Mindset im Unternehmen schrittweise verändern. Die Ernsthaftigkeit dahinter unterstreicht zum Beispiel der „Schatten-Vorstand“ aus Trainees.
Unterstrichen wird von allen Panellisten die Relevanz von Mitarbeiterinformationen. Mitarbeitern die Ängste nehmen indem ihnen die digitale Welt erläutert und über erste gemeinsame Schritte nähergebracht wird. Das setzt, so Kirsten Weisbender, positive Energie frei.
Althergebrachte Formate, so das Panel, wie Seminare entfalten dabei nicht die gewünschte Wirkung. Vielmehr setzen die Banken auf Learning-on-the-Job, interaktive Formate und Mentoring.
„Auch beim Staffing von Digital Natives gilt: Staff for mindset and train for skills.”
– Kirsten Weisbender
Das lebenslanges Lernen heutzutage Teil der DNA eines jeden werden sollte, darüber ist sich das Panel einig. Allerdings von wem die Initiative ausgehen sollte, darüber gibt es unterschiedliche Sichtweisen. Von immer wichtiger werdender Eigenverantwortung bis hin zur Arbeitgeberverantwortung.
Enabling Environment
Da sich mit der Digitalisierung auch die Art der Zusammenarbeit und Kommunikation verändert hat, setzen Banken vermehrt auf neue Arbeitswelten. Markus Ogris-Lindner, Chief Human Resources Officer bei der Bawag P.S.K., berichtet über die Anfang 2019 eingeführten neuen Bürostrukturen. Ob Home-Office bzw. Telearbeit ein relevantes Angebot ist, darüber herrschte keine Klarheit. In der Diskussion wird deutlich, dass die Nachfrage bei der Generation Z doch nicht so hoch ist wie vermutet, da zwischen Arbeitszeit und Freizeit stärker getrennt wird und es bei der Generation Y auf die richtige Balance zwischen Home Office und physischer Präsenz ankommt.
„Wieviel Zeit hat eine Bank um sich zu transformieren, das ist die Frage, die mich treibt.“
– Kirsten Weisbender
Betriebsrat mit neuer Rolle
Den Betriebsrat bei allen Maßnahmen nicht zu vergessen, mahnt Agnes Streissler-Führer. Denn in einem Command- und Control-Gefüge war die Rolle von Arbeitnehmervertretern klarer. In agilen Strukturen ist diese Rolle neu zu definieren. Auch die Gewerkschaften werden hier ihren Beitrag leisten.
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