The Role of Finance in Society – Gelingt der Wandel vom großzügigen Gönner zum Enabler?

Wie kann die Finanzdienstleistungsindustrie zu einer inklusiveren Gesellschaft und zu steigendem Wohlstand für alle beitragen? Social Banking und Impact Investing sind nur zwei Beispiele, wie Finanzdienstleistungen eine breitere soziale und wirtschaftspolitische Dimension haben können.
Robert Zadrazil, CEO der UniCredit Bank Austria AG und Markus Ziener, Executive Director und CFO der Software AG Stiftung diskutierten moderiert von Reka Artner, Programm Direktorin von Pioneers.
Robert Zadrazil erwähnt vier Themenkreise für Social Banking, die in der UniCredit Gruppe im Fokus stehen:
- Microfinancing – die gezielte Finanzierung von Klein- und Kleinstunternehmungen
- Impact Financing – für größere Projekte
- Financial Literacy – mit Schwerpunkt Inklusion
- Soziales Engagement – des Unternehmens und vor allem der Mitarbeiter
Als Beispiel für Impact Financing spricht Zadrazil über ein Hotelprojekt in Rom, das von Menschen mit Beeinträchtigungen betrieben wird und von der UniCredit finanziert wurde. Bei allen Themenkreisen ginge es darum, nicht nur Geldmittel, sondern vor allem das Finanzierungs-Know-How der gesamten Gruppe und der Mitarbeiter zur Verfügung zu stellen.
Die UniCredit Gruppe hat 2017 mit diesem Schwerpunkt in Italien gestartet. Nachdem die bereits 1.600 Projekte umfassende Initiative, derzeit auf Österreich und Deutschland ausgerollt wird, soll anschließend die Ausweitung auf die gesamte Gruppe erfolgen.
“Social responsibility bedeutet auch kulturelle und gesellschaftlich notwendige Veränderungen zu unterstützen und nicht nur Kreditgeber zu sein.”
– Robert Zadrazil
Robert Zadrazil betont: “Social responsibility bedeutet auch kulturelle und gesellschaftlich notwendige Veränderungen zu unterstützen und nicht nur Kreditgeber zu sein.” So bietet die UniCredit Bank Austria AG z.B. Gebärdensprachenberatung an oder hat bereits einen großen Teil ihrer Geschäftsstellen barrierefrei gestaltet.
Beim Know-How Transfer bindet die UniCredit Bank Austria AG auch ehemalige Mitarbeiter ein, die ihre Expertise ehrenamtlich zur Verfügung stellen.
Markus Ziener berichtet über den Auftrag seiner Stiftung, zu einer inklusiven und prosperierenden Gesellschaft beizutragen. Das Fördern und Finanzieren geht dabei immer Hand in Hand, wobei der Stiftungszweck einen anderen Renditeanspruch ermöglicht. Pro Jahr werden im Durchschnitt 250 verschiedene Engagements gefördert. Ziener meint: “100% des zur Verfügung stehenden Geldes möglichst effizient und effektiv auszugeben, stellt eine eigene Herausforderung dar.” Es gelten andere Rahmenbedingungen, als für ein profitorientiertes Unternehmen.
“100% des zur Verfügung stehenden Geldes möglichst effizient und effektiv auszugeben, stellt eine eigene Herausforderung dar.”
– Markus Ziener
Herausforderungen
Als wichtigen Bestandteil und durchaus auch als Herausforderung von Social Banking bzw. von Impact Investing wird von beiden die Kommunikation nach außen betrachtet. Es gilt eine Gratwanderung zu meistern zwischen dem nicht gewollten Auftritt als „gönnerhafter Gutsherr“ und der Kommunikation eines glaubhaften Anliegens, unterstützen zu wollen. Robert Zadrazil betont hier „kein Freund von Scheinheiligkeit“ zu sein. Ihm ist ein transparenter und realistischer Zugang zu dem Thema sehr wichtig.
Angeregt durch die Zuhörer wird die Frage erläutert, in wie weit es objektive Kriterien für ein „gutes“ bzw. „richtiges“ Impact Investing gibt und ob die gängigen Sustainability Indices oder Ethic and Social Responsibility Ratings (ESR) dafür geeignet wären. Es wird auf die Schwierigkeit der Gegenwarts- bzw. Vergangenheitsbetrachtung solcher Einteilungen hingewiesen. Von beiden wird betont, dass für die Kredit- bzw. Vergabekriterien neben den quantitativen vor allem qualitative Beurteilungskriterien von besonderer Bedeutung sind.
Aus der Perspektive der Freibanker wären zum Thema der verantwortungsvollen Rolle von Finanzdienstleistern Aktivitäten zur Entwicklung von offenen Plattformen für Social oder Impact Investing wünschenswert. So könnten die erwähnten Projekte noch mehr Dynamik erfahren. Alle Stakeholder, die einen Beitrag dazu leisten wollen, könnten in die Wertschöpfungskette mit eingezogen werden. Banken haben sowohl das Know-How als auch die finanziellen und technischen Ressourcen derartige Plattformen zu etablieren.
Der Befürchtung als „gönnerhafter Gutsherr“ eher negativ wahrgenommen zu werden kann so am besten entgegnet werden. Auf demokratisch organisierten Plattformen wären die jeweiligen Rollen – profit or non-profit – transparent für alle sichtbar. Allen Stakeholdern könnte auf Augenhöhe begegnet werden.
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